Müritz-Nationalpark

Zur Geschichte der Region

Die Besiedlungsgeschichte des Müritz-Gebietes läßt sich über ca. 10 000 Jahre zurückverfolgen (Pfeilspitzenfunde). Zu dieser Zeit herrschte hier Tundravegetation und die Großwildbestände lockten vor allem kleinere Gruppen von Rentierjägern an, die jedoch nicht sesshaft wurden. Im Verlauf der Nacheiszeitlichen Erwärmung zwischen 8000 und 3000 v. Chr. erfolgte eine zunehmende Besiedlung durch Jäger, Fischer und Sammler.
Mit Beginn der Jungsteinzeit ab 3000 v. Chr. aber besonders ab der Bronzezeit 1800 bis 600 v. Chr. wurden die ersten dörflichen Siedlungen gegründet. In Verbindung mit der Weiterentwicklung der Werkzeuge wurden die Voraussetzungen für eine bäuerliche Lebensweise geschaffen. Diese aufblühende Bauernkultur führte zu einer stetig steigenden Bevölkerungsdichte.
Im Jahre 375 n. Chr. brachen die Hunnentruppen in Europa ein, in dessen Folge es zu einer Völkerwanderung kam. Die bis dahin im Müritz-Gebiet ansässigen Germanenstämme zogen sich nach Westen zurück. Nach einer nahezu menschenleeren Übergangszeit besiedelten um 600 n. Chr. slawische Völker von osten her die freigewordenen Räume und bestimmten für die nächsten 700 Jahre das Bevölkerungsbild. Ihr Einfluß ist auch heute noch an Hand vieler Ortsnamen zu erkennen. Der Name Müritz z.B. ist von "morcze" ( kleines Meer) abgeleitet. Durch das Müritz-Gebiet verlief die Grenze zwischen den slawischen Stämmen der Obodriten im Westen und der Liutizen im Osten.
Der im 12. Jh. ständig wachsende Druck deutscher Feudalherren auf die Slawen gipfelte schließlich im Eroberungsfeldzug Heinrich des Löwen mit den Schlachten von Werle und am Kummerower See. Damit begann die deutsch Ostkolonisation. In den folgenden Jahrzehnten strömten deutsche Bauern zumeist aus Holstein, Niedersachsen und Westfalen in die bis dahin vorwiegend slawischen Siedlungsgebiete.
Durch den von da an einsetzenden rapiden landwirtschaftlichen Aufschwung kamen immer mehr Bürger, Handwerker und Händler in's Land. Anfang des 16. Jh wurde der Einfluß der Gutsritter immer größer. Dies spielte sich vorwiegend auf Kosten der auf ihren Grund siedelnden Bauern ab. Die immer größer werdende Belastung durch Abgaben und Steuern führte zur Verelendung großer Teile der Landbevölkerung. Aus einst freien Bauern wurden Leibeigene. Erst 1820 wurde in Mecklenburg als letztes Gebiet in Deutschland die Leibeigenschaft gesetzlich abgeschafft. Die zu Beginn der Ostkolonisation eingewanderten Bauern waren so im Laufe der Jahrhunderte vielfach zu Tagelöhnern heruntergekommen.
Besondere Bedeutung für das Müritz-Gebiet hatte der Ausbau der Verkehrs-Infrastruktur. Aso wurden z.B. die Hafel schiffbar gemacht und ein Netz von Kanälen und Schleusen errichtet. Der in den vergangenen Jahrhunderten durch die Mühlenwehre angestaute Wasserspiegel wurde durch die Kanalisierung der Elde (1797) und den Bau des Bolter Kanals (1837) im Müritz-Gebiet wieder abgesenkt. So entstanden die heutigen Seen und Röhrichtflächen östlich der Müritz.